Freitag, 14. August 2015

GETTING READY PART I

In 17 Tagen beginnt das Abenteuer

Meine Gefühle wechseln stündlich von unfassbarer Vorfreude auf die vielen bevorstehende Eindrücke über schiere Panik in Bezug auf die Frage, wie ich in diesem riesigen fremden Land alleine zurecht kommen soll bis hin zu matter Traurigkeit darüber, meinen Freund, meine Familie und Freunde hier zurücklassen zu müssen. 

Obwohl, "müssen"? Das ist wohl falsch formuliert. Immerhin war und ist es meine Entscheidung, mich für ein Jahr aus meinem "alten" Leben zu verabschieden und neues zu entdecken. Schon seit mehreren Jahren gab es für mich auf die Frage, was ich nach dem Abi machen wolle, nur eine Antwort: "Ich gehe erstmal für ein Jahr als Au Pair in Ausland, bevor ich mit dem Studium beginne!". Man erntete für diese konkreten Pläne anerkennende Blicke und es wurde eine Floskel, eine immer gleich Antwort auf die immer gleiche Frage. Irgendwann gab es gar keine andere Möglichkeit mehr, als das Gesagte zu verwirklichen :-) 



Im Januar 2015 begann ich also mit der Planung meines Auslandsaufenhaltes. Work and Travel kam für mich nie infrage - erschien mir als organisierten Menschen zu unsicher- und so hegte ich den Wunsch, als Au Pair nach Kanada zu gehen. Eine Freundin (zurzeit in NYC als Au Pair) legte mit die Organisation Cultural Care nahe, die nur US-Aufenthalte für Au Pairs anbietet und so entschied ich mich um. Vom jetzigen Standpunkt aus kann ich die Entscheidung für Cultural Care nur bekräftigen und würde sie jederzeit wieder fällen, da ich mich in keinem Moment alleine mit dem riesigen Berg an zu organisierenden Dingen gefühlt habe!




Ich meldete mich im Januar somit rasch für den Newsletter an und bekam schon nach wenigen Tagen eine ausführliche Infomappe zugesendet. Überrascht von der schnellen Antwort beschloss ich, Cultural Care als meine Organisation zu wählen und nahm im März an einem Infotreffen teil. Auch dort war alles bestens organisiert, ehemalige Au Pairs berichteten von ihren Erlebnissen, gaben Tips zur Organisation und beantworteten Fragen. Da ich plante, schon im September auszureisen, wurde ich noch am gleichen Tag zweisprachig interviewt - das war notwendig, um zugelassen zu werden.

Vollkommen aufgeregt und voller Tatendrang begann ich zu Hause sofort mit meiner Bewerbung, einerseits ein riesiger Aufwand für mich, andererseits jedoch gut durchdacht, um meine Qualifikationen als zukünftiges Au Pair einschätzen zu können. Die Bewerbung umfasste schier alle Lebensbereiche, von Familie und Hobbies, über Krankheiten und Operationen, Ernährungsgewohnheiten bis hin natürlich zur eigenen Meinung über Kinderbetreuung, unsere Ziele während unseres Aufenthaltes,  Nachweise über Kinderbetreuungserfahrungen sowie persönliche Einschätzungen. Im April beendete ich endlich die letzten Fragen, hängte einige Fotos an und wartete von da an gespannt auf eine Meldung.

Die erste Gastfamilie meldete sich nach kurzer Zeit (ca. nach 2-3 Wochen). Ich bekam die Meldung während des Einkaufens über mein Handy und wäre beinahe hyperventiliert und in Ohnmacht gefallen. Ich begann zu schwitzen und mich unheimlich zu freuen und redete und lachte und konnte es gar nicht fassen. Zu Hause begann ich sofort, die Bewerbung der Gastfamilie zu lesen, die genauso umfassend war wie meine eigene. 2 Kinder, 11 und 8 Jahre, aus Santa Fe, sportliche Familie. Super, ein perfektes Match!, dachte ich mir ohne zu wissen, wielange es noch dauern würde, bis ich WIRKLICH eine Gastfamilie hätte. Mit dieser klappte es nicht, da sie mich schon im Juli als Au Pair gebraucht hätten, worüber ich letzendlich sehr froh bin-ich war wohl einfach ein wenig zu stark von meiner Euphorie gesteuert.

Familie Nummer zwei (2 Kinder, 6 und 11 Jahre alt, aus Chicago) entschied sich für ein anderes Au Pair, ohne mir anfangs Bescheid zu geben.
Familie Nummer drei (2 Kinder, 9 und 12 Jahre, aus Leverett, MA) waren mein persönliches perfektes Match! Die Mutter Photografin, der Vater in einer Werbeagentur, achten auf gesunde Ernährung-Hallo?! Ihr seid die perfekte Familie! Wir skypten und schrieben viele Mails, lernten einander kennen und ich war mir meiner Sache sicher-bis die Email kam, dass sie sich für ein anderes, älteres Au Pair entschieden hätten. Das war dann wohl wieder nichts ... (ABER: Ich stehe bis heute noch in Kontakt mit der Familie, da sie außerordentlich hilfsbereit waren, mich bei meiner weiteren Suche unterstützten und mich zu sich eingeladen haben. Perfekte Familie eben :-)
Weiter mit der Odyssee: Familie Nummer vier ( 1 Tochter, 14 (!) Jahre alt, aus Houston, TX) lehnte mich wiederum wegen meines Alters ab.
Familie Nummer fünf (3 Kinder, 7,9 und 10 Jahre alt, aus Manchester, NH) meldeten sich erst gar nicht bei mir (und konnten mich somit nicht wegen meines Alters ablehnen, haha).
Und dann, als es schon Juni war und ich auf dem besten weg, die Nerven zu verlieren, weil ich absolut keine Lust mehr hatte, weiter zu warten, kam meine Rettung in Form von  Ledia und ihrer Familie! Ich las die erste Seite der Bewerbung und wollte gar nicht weiterschauen - 2 Jungs, 2 und 3,5 Jahre alt - das würde ich niemals schaffen! Ich schilderte ihr meine Bedenken, dass ich aber andererseits auch Interesse an ihrer Familie hätte. Und sie zeigte vollkommenes Verständnis, womit feststand, dass ich nun wirklich die perfekte perfekte Familie gefunden habe ( lässt sich "perfekt" adäquat steigern? Ich denke nicht).
Wir skypen mittlerweile viel (2-3 Mal wöchtenlich für mindestens eine halbe Stunde), schreiben uns Emails aus dem Urlaub. schicken Bilder und fragen, was der jeweils andere macht. Sie kümmert sich, gibt mir Daten anderer Deutscher aus der Nähe durch und hilft mir, Kontakte zu knüpfen, ehe ich überhaupt angekommen bin. Sie zeigt Verständnis und ist sehr tolerant und noch dazu teilen wir ähnliche Interessen - sie hat sogar eine Nähmaschine, OMG. Sie war es auch, die mir vorschlug, einen Blog zu beginnen, mal schauen wie das so wird :-)

Somit fühle ich mich mittlerweile nicht mehr ganz so panisch. Die ersten Wochen werden natürlich hart, aber danach wird das Leben mit einer neuen Routine sicherlich einfacher laufen. Ich bin gespannt, was mich in Sag Harbor (in den Hamptons,NY, daher auch mein Blogname) erwartet. Und wie der eifrige Leser nun auch festgestellt haben müsste, reise ich nicht wie anfangs geplant im September sondern schon am 31. August aus.


Ich verbringe die Tage also damit, Listen zu schreiben, Abschieds- und Willkommensgeschenke zu basteln, meine Party zu organisieren, die nächste Woche stattfindet und bei der ich mich von vielen tollen Menschen für ein Jahr verabschieden werde sowie überflüssige Klamotten zu verkaufen. Alle wichtigen Dokumente, wie Schulzeugnis, Gesundheitszeugnis und Führungszeugnis sind verschickt, das Visum ist da und der internationale Führerschein schon ausgestellt. 
Die Traurigkeit wächst, die Euphorie wächst, aber ich bin alles in allem einfach verdammt aufgeregt und ziemlich optimistisch! 




Außerdem verfluche ich die perfekte Organisation von Cultural Care nun doch ein wenig, da ich auch noch meine Au Pair- Kurse beenden muss - 4x2stündige Online-Lehrgänge über Kindererziehung... Naja, das ist Ende ist nahe! 
Und der neue Anfang auch! Denn in 17 Tagen beginnt das Abenteuer!

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