Mittwoch, 17. August 2016

TIME TO EXPLORE {MONTANA AND MY FIRST RODEO}

Rodeos...Das lässt an Western und von wilden Bullen fliegende Cowboys denken.
Dass ich so ein Spektakel eines Tages mal miterleben würde, hätte ich am Anfang meiner Reise keinesfalls erwartet. Und ich habe nicht nur ein Rodeo besucht, sondern außerdem Cowboys (gibts sowas wie Cowmen? Jungs waren das nämlich nicht mehr..) beim Rodeotraining zugeschaut--und zwar bereits fünf Stunden nach unserer Landung in Montana.
Kaum aus dem Flugzeit raus saßen wir schon im Mietwagen, luden schnell unser Gepäck in der Ferienwohnung aus, aßen etwas und machten uns auf den Weg zur Ranch. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht vertraut mit Montanas atemberaubender Natur staunten wir nicht schlecht über die Lage der Pferdefarm, neben der sich links und rechts die Berge nach oben zogen. Fragt ihr euch auch warum die Wälder in den Fotos so merkwürdig aussehen? Das ist eine weitere Besonderheit Montanas, die irgendwie auch ziemlich gruselig ist--die hohe Waldbrandgefahr im Sommer. Dieser Wald brannte vor drei Jahren komplett nieder, was die lückenhaften, nackt wirkenden Wälder erklärt. Während unserer Reise waren in der Umgebung immer wieder Wald- und Buschbrände im Gange, die sogar auf 20 Meilen 
Entfernung die Luft verschmutzten und die Sonne nur durch einen Schleier schienen ließen.
Doch zurück zur Pferdefarm. Wir kamen also abends an, ließen uns in der Arena nieder, fotografierten und bestaunten diese klischeehafte Kulisse--Cowboys mit Hüten, Stiefeln und Sporen, die Lassos in der goldenen Abendsonne schwingend und auf wunderschön glänzenden Pferden umhergaloppierend (#kitsch). 
Während wir zuschauten übten die beiden Reiter das sogenannte "Team Roping", eine Rodeodisziplin, die darin besteht, in möglichst kurzer Zeit zu zweit eine Kuh an Hinterbeinen und Hörnern mit dem Lasso zu fangen. Das ging so schnell, man wusste gar nicht wohin man zuerst schauen sollte. Ich bin immernoch total fasziniert davon, wie man mit einem Lasso (!) im Galopp (!) auf einem Pferd (!) eine rennende Kuh (!) fangen kann (ich hoffe, die Ausrufezeichen konnten meiner Faszination gerecht werden). Nun Fotos:

Die Übungskuh
Nach einer Woche Montana ging es dann zum "richtigen" Rodeo in Montanas Hauptstadt Helena, also dem Sportevent mit nationalen Teilnehmern, vielen vielen Menschen und volksfestartiger Atmosphäre. Das gab es eine Kleintierausstellung mit Hühnern, die aussahen, als wären sie gerade in die Steckdose gelaufen und Häschen mit seidigem Fell wie frisch vom Frisör (süßi), einen Jahrmarkt mit verschiedensten Fahrgeschäften und kulinarisch hochwertigen amerikanischen Spezialitäten wie frittiertem Cookieteig (obwohl mich der Gedanke immer wieder anwidert, werde ich es doch eines Tages mal probieren da bin ich sicher), eine Cowboymesse und viele putzige Kinder mit Sporenstiefeln und Hüten, die ganz cool die Lage auscheckten.
Helenas Rathaus
Das Rodeo an sich begann um 19.30 Uhr und ging beinahe drei Stunden. Traditionell setzt es sich aus sieben Disziplinen zusammen:
- Calf Roping: ein Reiter galoppiert hinter einem Kalb, fängt es mit dem Lasso, stürzt sich vom Pferd und bindet schnellstmöglich die Beine des Kalbs zusammen
- Team Roping: oben erklärt
- Steer Wrestling: der Reiter wirft sich im Galopp vom Pferd auf einen Stier und versucht diesen mit bloßen Händen zu Boden zu bringen
- Saddle Bronc Riding and Bareback Bronc Riding: Bronco Reiten (dem Pferd werden mit einer Schlaufe die Hinterbeine zusammen gefunden, woraufhin es beginnt auszutreten. Der Reiter muss sich für acht Sekunden auf dem Pferd halten)
- Bull Riding: Stierreiten (der Reiter versucht sich für acht Sekunden auf einem buckelnden, austretenden Bullen zu halten)
- Barrel Racing: schnellstmögliches Umrunden von drei Fässern im Galopp

Einer der Cowboys erklärte uns übrigens, dass nur drei Disziplinen ursprünglich im täglichen Hofleben angewendet wurden: das Calf Roping, um verletzte Kühe zu verarzten, das Team Roping, um Kühe einzufangen sowie das Saddle Bronc Riding, um wilde Pferde einzureiten.
Tierschutztechnisch machte ich mir dennoch während des Rodeos so einige Gedanken (wenn auch noch nicht soviele), da das Team Roping sowie Steer Wrestling in manchen Fällen wirklich brutal aussah. Ich las mir gerade nochmal einen PETA Artikel zu dem Thema durch und finde das gerade echt erschreckend. Zum einen fand ich die Atmopshäre toll, alles jubelte und stampfte und bei der Nationalhymne bekam ich Gänsehaut (die finde ich immer so schön!), ich hatte ein paar Tage zuvor echte Cowboys getroffen und die schienen das Rodeo einfach in ihrem eigenen Arbeitsalltag zu praktizieren. Wenn ich mir den Artikel jedoch so durchlese, wo der wahre Umgang mit den Tieren geschildert wird, der leider nicht mehr viel mit traditionellem Friede-Freude-Eierkuchen-Landleben zu tun hat, schwächt meine Euphorie schnell ab.
Meine Meinung also: Ich bin froh, die Erfahrung gemacht zu haben und einmal dortgewesen zu sein, werde es in Zukunft aber nicht unbedingt nochmal besuchen müssen--der Euphorie wegen kann ich schließlich auch auf ein Konzert gehen, da werden keine Tiere gequält. 
Ich hoffe es war wieder informativ für euch :)

Der verrückte einarmige Reiter, der Stiere auf einen Lastwagen trieb


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