Donnerstag, 24. September 2015

LANGUAGE PRACTICE PART I


Nun bin ich schon fast einen Monat hier (es kommt mir schon viel länger vor, weil ich jeden Tag soviel erlebe) und gebe euch mal einen kleinen sprachlichen Zwischenstand durch.
Ich kann glücklicherweise sagen, dass ich bisher keine großen Probleme hatte mich zu verständigen, sowohl mit den Kindern als auch mit meinen Gasteltern, den anderen Eltern in der Schule, ausländischen Aupairs oder sonstigen Menschen, mit denen ich redete. Somit geht schonmal ein großer Dank an alle meine Englischlehrer!



Aber natürlich bietet der Alltag in einem anderssprachigen Land immer kleine Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Die erste Herausforderung, aber auch die beste aller Übungen, ist natürlich das tägliche Beisammensein mit meinen beiden Gastkindern Max und Jack. Beide befinden sich in ihrer aktiven Neugier-Phase, hinterfragen jeden Busch, den wir beim Spazieren gehen sehen und jeden Stein, über den sie stolpern (diese Metaphern sind an dieser Stelle keine Übertreibung!). Besonders am Anfang war es zeitweise sehr anstrengend, auf alles eine Antwort zu finden, da man ein so wissbegieriges Kind nicht mit einem "Das ist halt so!" abspeisen will. Ich strenge mich immer an, alle Fragen soweit wie möglich zu beantworten, da ich selbstverständlich möchte, dass die Kinder jeden Tag etwas dazu lernen. Nach einigen Wochen jedoch wiederholen sich manche Fragen einfach täglich oder gerne auch minütlich, wobei ich dann doch mal auf ein "Das habe ich dir jetzt aber schon 4x beantwortet." oder ein "Das weißt du doch selbst, du bist doch ein großer Junge." zurückgreife, wenn auch selten. Beispielsweise die typischen Fragen von Jack auf dem Weg von der Schule nach Haus ("Wo fahren wir hin?" und ein anschließendes sehr verwundertes "Warum?" oder auch "Nehmen wir diese Straße?"/"Biegen wir jetzt hier ab?" und ein weiteres "Warum?") oder die Fragen während unserer kleinen Spaziergänge durch die Nachbarschaft auf immer derselben Straße ("Kann ich die Straße anfassen?", "Was ist das für ein Geräusch?"+"Warum?" und das allzeit beliebte "Was ist denn das?"+"Warum?"). Zuweilen muss ich mich wirklich anstrengen, nicht laut zu lachen, da sie wirklich IMMER WIEDER DASSELBE fragen und das todernst meinen, was wirklich süß ist. Wir reden also dauerhaft und wirklich viel miteinander, wenn auch oft ähnliche Dinge. Aber auf diesem Wege ziehe ich auch einen Nutzen aus ihrer Neugier, nämlich sprachliche Fortschritte.

Weiterhin führe ich natürlich viele Konversationen mit meinen Gasteltern, hauptsächlich mit Ledia, sowohl persönlich als auch in Emails. Sie schreibt mir oft Zusammenfassungen wichtiger Dinge, die ich beachten, einpacken oder erledigen soll. Wir unterhalten uns außerdem über die Erlebnisse der Kinder, aber auch darüber was wir in den nächsten Tagen vorhaben. Ich finde es toll, sie alles fragen zu können und sie gibt mir oftmals Tips, was ich an meinen freien Tagen erleben kann oder ermuntert mich, mich mit anderen zu treffen. Thank you so much, Ledia! Somit schult auch das täglich meine Kenntnisse und ich lerne viel dazu.
Außerhalb der Familie übe ich ein bisschen, indem ich auswärts Essen gehe und studiere dort die Speisekarte-haha, ok, schlechter Scherz. Denn die Dinge auf den lokalen Speisekarten kann man sich größtenteils selbst erschließen. Somit zählt das Essen gehen wohl eher zu "Landeskunde" als zu "Spracherwerb".
Anderes Beispiel: ich will mich unbedingt bald (wieder) an ein englisches Buch wagen und mich vielleicht auch in der Bibliothek anmelden, um meine Sprache weiter zu verbessern. Und Zeitung lesen oder Fernsehen wären auch eine gute Idee, das mache ich bisher nämlich absolut nicht und bekomme daher rein gar nichts aus der Welt mit-was an sich wirklich schlimm ist. Das muss sich also ändern!



Welche Momente für mich immernoch Herausforderungen darstellen, sind Telefongespräche und Einkaufssituationen. Das Telefon-Verständnis-Problem führe ich darauf zurück, dass ich mein Gegenüber nicht sehe und somit auch nichts aus Mimik und Gestik ableiten kann. Das Einkaufsproblem führe ich auf die zu schnell redenden Verkäufer zurück :D Die Fragen nach Kundenkarten oder Kreditkarten, nach Kakao oder Zimt auf meinem Cappuccino oder ob sie die Cola in den Beutel packen oder gleich draußen lassen sollen, verwirren mich noch ziemlich und ich muss immer wieder nachfragen. Idealerweise füge ich dann hinzu, dass ich Aupair bin und erst seit zwei Wochen hier lebe, aber die Ausrede kann ich in zwei Monaten auch nicht mehr bringen. 
Und noch eine Situation macht mich ratlos: das stetige "Hey, how are you?"/"Hey, what's up?", wenn man jemandem begegnet. Das ist wirklich außerordentlich nett, liebe Amerikaner, aber soll ich diese Fragen beantworten? Besonders an der Supermarktkasse komme ich mir immer verdammt dämlich vor, egal was ich mache: betreten antworten oder dümmlich lächeln, denn mein Gegenüber scheint es nicht zu kümmern, wie ich reagiere. Da werde ich wohl weiterhin die Reaktionen der "echten" Amerikaner auf diese Fragen beobachten und das dann einfach ganz frech imitieren. Adieu.

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