Dienstag, 6. September 2016

MONDAY MIX -WEEK 53-


Am Donnerstag beginnt hier die Schule; Zeit, zu alten Mustern zurückzukehren und den Monday Mix mal wieder zum Leben zu erwecken.
Fast drei Monate Sommerferien waren auf der einen Seite anstrengend, kraftzehrend und von wenig Freizeit geprägt, Skypegespräche nach Hause eher rar und die Nächte kurz, um durch spätes Wachbleiben und frühes Aufstehen möglichst viel zu schaffen. Auf der anderen Seite ermöglichte mir die Ferienzeit aber auch, noch ganz andere Seiten der Familie kennenzulernen und eine noch engere Beziehung aufzubauen. Im täglichen Berufs-, Schul- und Alltagsstress geht vieles unter, aber wenn man gemeinsam Urlaube verbringt und täglich teilweise 14 Stunden aufeinanderhängt, offenbaren sich ganz neue Seiten, die zwar nicht immer schön sind, aber dem gegenseitigen Verständnis und Zusammenleben unheimlich weiterhelfen. Daher waren diese Ferien vorallem auch eine lehrreiche Zeit für mich, die ich trotz vollgepackter Tage sehr sehr genossen habe.
Was ich auch immer wieder am Aupairsein genieße, ist, dass man nicht nur Teil einer Familie, sondern -wie ich das schon in meinem letzten Post erwähnt hatte- Teil einer ganzen Gemeinschaft wird. So ging es vorgestern, nachdem ich den Tag mit den anderen Aupairs verbracht hatte, abends zu den Nachbarn zur Mitbringparty, wo ich von allen händeschüttelnd, schulterklopfend und umarmend empfangen wurde, wo ich nicht "die Angestellte" meiner Gastfamilie bin, sondern einfach ein Mensch, der sich gut mit allen versteht und unterhält. Da freut sich der Nachbar, dass wir uns nach "so langer Zeit endlich mal wieder sehen" und seine 16jährige Tochter schlägt vor, mal was zusammen zu unternehmen. Wir genossen den Abend bei Pizza aus dem Steinofen und von T gebackenen Brownies am Lagerfeuer und ich lernte endlich mal ein paar Sternenbilder außer dem großen Bären kennen.
 Natürlich ging es auch in dieser Woche wieder auf die Farm, was ich immernoch jedes Mal genieße! Momentan werden wir wöchentlich mit Auberginen, Zucchini und Mais überschüttet, was ich alles soooo gerne esse. Außerdem gab es in den letzten Wochen Wasser- und Galliamelonen im Überschuss, die wir nicht nur aßen, sondern zusammen mit Yogurt und Blaubeeren zu Eis verarbeiteten oder dehydrierten und nun in Schraubgläsern in der Speisekammer aufbewahren.
Auf den Feldern der Farm hängen die Tomatenpflanzen voll und voll und ich pflücke jede Woche beutelweise, um Tomatensauce zu kochen und einzufrieren. Außerdem werden jetzt langsam die Himbeeren reif--das heißt endlich mal wieder Obst pflücken (und naschen).

Denn Samstagnachmittag und Abend verbrachte ich mit drei anderen Aupairs und einem der Collegestudenten aus Amherst auf dem Three County Fair, einem Jahrmarkt in Northampton. Und da Jahrmärkte und besonders die dortigen Essensangebote eine ganz besonders spezielle Erfahrung in den USA darstellen, haben wir diesmal angefangen, uns durch die verrückten Speisen zu probieren. Zuerst teilten wir uns eine tiefgefrorene, schokogefüllte und -überzogene, mit Streuseln dekorierte Banane (ganz ok), nur um uns am nächsten Stand frittierte Schokoriegel zu kaufen. Ja richtig--frittierte (!) Schokoriegel (!), wieder einmal etwas, das nur einem Amerikaner in den Sinn kommen konnte. Und bei wem sich jetzt vor Ekel die Nägel krümmen, den kann ich beruhigen--es schmeckte erstaunlich gut, besonders frittiertes Milkyway, da Caramell und Schokolade aufgrund des heißen Teiges schmolzen. Ja, ich gebe es zu--es hat mir tatsächlich geschmeckt. Danach kauften wir uns Bändchen, um kostenlos auf jedem (!) Fahrgeschäft fahren zu können was wir anschließend auch taten. Den Abend schlossen wir im Endeffekt auch in ordentlicher amerikanischer Manier ab--und zwar mit Pizza, Käsepommes und ganz viel Spaß!!


Leider ging es letzten Mittwoch für meine liebe Freundin Lina zurück nach Schweden (der Sommer ist Aupairheimreisehauptsaison--deswegen an dieser Stelle schonmal ganz viel Liebe an Vanessa und Lisel für die es heute bzw. in zwei Wochen dann auch nach Hause geht...). So komisch wie es klingen mag, aber viele Aupairs weinen am Ende ihres Aufenthalts, dass sie nach Hause MÜSSEN, wo sich die Staaten doch mittlerweile wie zu Hause anfühlen und es so gar keinen Sinn macht, gerade jetzt, wo alles so perfekt scheint, in das eigene "alte Leben" zurückzukehren--wie auch bei Lina, die wahrscheinlich noch einige Wochen braucht, um sich wieder zu entamerikaniseren und richtig in ihrer Heimat anzukommen. Nach einem (oder in ihrem Falle zwei) so verrückten, außerordentlichen und turbulenten Jahren fühlt man sich einfach als anderer Mensch und spaziert selbstbewusst, unabhängig und schlicht weg nicht als diesselbe Person durch die Haustür, die man mit Koffern in der Hand und pochendem Herz als aufgeregtes, unsicheres Nervenbündel vor Monaten verließ. Mal schauen wie es bei mir werden wird, aber da ich schon jetzt plane, oft zurückzukommen und vielleicht sogar für ein Semester in den USA zu studieren, wird sich das ganze hoffentlich nicht so drastisch auswirken.

Habt eine schöne Woche, ihr Lieben!

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