Montag, 21. November 2016

TIME TO EXPLORE {WASHINGTON DC PART II}

Während ich die Mall entlang lief und all die riesigen, beeindruckenden (oder wie Eva es in ihrem Kommentar so treffend beschrieb) prächtigen Museen und Denkmäler bestaunte, hielt ich nebenbei immer Ausschau nach dem Weißen Haus--ist ja immerhin die Hauptstadt, heißt das Weiße Haus muss irgendwo zu finden sein und meines Wissens nach sollte es ganz in der Nähe der Mall liegen. Nachdem ich bis zum World War II Memorial vorgedrungen war und das Weiße Haus zwar hinter jedem Gebäude erwartet, es im Endeffekt jedoch nie gefunden hatte, begann ich, weg von der Mall und Richtung Stadtinneres zu laufen. Meine DC-Karte befand sich während dieser Zeit übrigens hübsch gefaltet in meiner Tasche und die eigene Faulheit ließ sie auch weiterhin darin bleiben, und mein alterwürdiges iPhone4s (die Betonung liegt hier auf ALT) hatte schon am Morgen nach einer Stunde Statbesichtigung beschlossen, sich bei 70 Prozent Akku abzuschalten. Ich musste also auf meine Orientierung vertrauen (ja, manch einer wird sich jetzt ein Lachen verkneifen, aber bleibt dran--ich erreichte mein Ziel letzten Endes und das, ohne mich in Baltimore wiederzufinden!), lief weiter und weiter und dachte mir jedes Mal, dass das doch einfach nicht wahr sein könne--wie könnte man ein so riesiges berühmtes Gebäude einfach übersehen, wenn man doch theoretisch nur 100m entfernt stand.. Ende der Geschichte: ich fand das Weiße Haus, es ist umgeben von anderen Häusern, hinter einem Zaun und Bäumen versteckt, mit einer 20m Lücke im Gebüsch, um Selfies zu schießen. Der große Rasen, denn man aus dem Fernsehen kennt, befindet sich übrigens INNERHALB des Zaunes, was auf dem Bildschirm irgendwie nie so zum Vorschein kam.. Ich war etwas enttäuscht--als Liebhaberin übertrieben pompöser Gebäude hatte ich mir vom äußeren Erscheinungsbild des Hauses des Präsidenten etwas mehr erhofft.. 


Eine Tour durch das Weißen Haus kann man als Ausländer aufgrund der momentanen Sicherheitsvorkehrungen übrigens leider nicht buchen, daher besuchte ich nur das Besucherzentrum, was wiederum echt interessant und schön gestaltet war. Der Eintritt war auch hier wieder kostenlos und von politischem Wirken der Präsidenten und First Ladies über Familienalltag der Kinder und Leben der Angestellten, bis hin zu Haustieren und Lieblingsessen der Familie wurde dort alles erklärt und erläutert, was man auf einer White-House-Tour wahrscheinlich auch gehört hätte--daher war es nicht schlimm, das Innere nicht gesehen zu haben.
Nach Abarbeitung all bisher erwähnter Dinge war es irgendwie trotzdem erst 14Uhr und ich überlegte, was ich mit dem Rest des Tages anfangen könnte. Ich hatte gehört, dass Georgetown ein schöner Stadtteil sein sollte und nach kurzer Reanimation meines Handys, das einen Fußweg von 45min anzeigte, beschloss ich, das wundervolle Herbstwetter einfach weiter zu genießen, indem ich einen Spaziergang dorthin unternahm. Die DC's Downtown-Gegend kann ich gar nicht empfehlen und war froh, als ich es endlich hinter mir gelassen hatte--graue Bürogebäude, Hotels, Banken und Restaurantketten spiegelten nicht so ganz meine Vorstellung einer beschaulichen Innenstadt wieder.. Ich hätte beinahe Luftsprünge gemacht, als ich nach 30min Fußweg an einem Laden für gebrauchte Bücher vorbeikam, der für mich symbolisch das Ende des tristen Bürodschungels darstellte. Da musste ich vor Freude erstmal ein 600-seiten Buch über Shakespeare kaufen (jap, mein College-Kurs verfolgt mich bis nach DC)!
Ich lief weiter und kam tatsächlich nach 1.5 Stunden laufen (okkk, ich habe unterwegs noch in ein paar anderen Läden angehalten..) in Georgetown an--kleine bunte Reihenhäuser hatten schon vorher annehmen lassen, dass ich mich näherte und ich freute mich einfach so über die süße Einkaufsstraße, die sich da vor mir befand und mich tatsächlich kurz an Wunder glauben ließ--immerhin hatte ich das alleine (!) und ohne GPS (!) gefunden und wer kann das heutzutage noch von sich behaupten ;) Die nächsten zwei Stunden waren gefüllt mir umherbummeln, der Suche nach einem süßen Cafe und damit verbunden der Fund eines Katzencafe's, Ignorieren des Katzencafe's und Weitersuchen nach einem unkatzigen Cafe. Belohnt wurde ich am Ende mit einem großen Stück Schokokuchen und einem Cappuccino, während es draußen schon dunkel wurde. Mich danach wieder vom Stuhl aufzuraffen und in die Kälte hinauszutreten fiel mir schwer und nach wenigen Minuten ziellosen Laufens beschloss ich, dass 12 Stunden genug des Erkundens seien, nahm mir ein Taxi zurück zur Wohnung, und ließ den Tag mit heißer Suppe und Wohldecke im gemütlichsten Sessel der Welt ausklingen.

Georgetown
SONNTAG
Hui, schon wieder ging es um sechs aus dem Bett. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, den Sonnenaufgang anschauen zu müssen. Doch wie sooft wurde an dieser Stelle nicht all meine Hirnkapazität für eine vollends rationale Entscheidung genutzt und irgendwann fiel mir auf, dass DC einfach zu flach ist, um einen atemberaubenden Sonnenuntergang zu bestauen, der über das langweilige rot-orangenes-Licht-scheint-zwischen-Häusern-durch hinaus geht. Aber hey, das ist der Grund, warum man alleine reist--man ist der einzige Betroffene eigener irrationaler Entscheidungen und es stört einfach nicht. Wäre ich nicht so früh aufgestanden und einfach der Sonne entgegen gelaufen, hätte ich wahrscheinlich nie das Fußballstadium von DC United und den daneben gebauten Armeestützpunkt entdeckt--hätte mein Leben nicht nachhaltig negativ beeinflusst, war aber definitiv cool.

Danach steuerte ich mein eigentliches Ziel an--den Eastern Market, wo ich plante, Frühstück zu machen. Auch hier wieder ein Fauxpas--ich hatte mich bei den Öffnungszeiten geirrt und stand 1.5 Stunden zu früh vor der Tür. Glücklicherweise befand sich gleich daneben ein Coffeeshop, wo ich die Zeit überbrücken konnte, bis sich die Türen der Markthalle um neun endlich öffneten. Ich stärkte mich bei Sandwich und frittierten Tomaten (GEILO!!), schlenderte anschließend noch an den Ständen drinnen und draußen entlang und begann, wieder zurück Richtung Capitol zu laufen.
Gegen halb 11 besuchte ich den Botanischen Garten, den ich schon am Vortag entdeckt und von da an unbedingt anschauen wollte--und es hat sich so gelohnt!! Ich liebe lichtdurchflutete riesige Gewächshäuser wie dieses und besonders an einem so kühlen Herbsttag wie diesem kam mir ein Mini-Ausflug in feuchtwarme Tropen genau richtig. Ich verbrachte hier nur 20min, dennoch war es den kurzen Besuch definitiv wert und ich kann es nur weiterempfehlen.

Der letzte Punkt auf der Kulturliste stellte das amerikanisch-indianische Museum dar. Das hatte ich mir von Anfang an vorgenommen, nicht zuletzt, da mein Wissen über amerikanische Geschichte eher löchrig ist... Das Museum an sich war toll gemacht, die Gestaltung ist sehr umfassend und detailliert und ich hatte teilweise sogar das Gefühl, dass es zuviele Details und zuviele Infos zu verarbeiten gab..Von vier Stockwerken schaute ich mir in drei Stunden eins komplett an, ein zweites weniger sorgfältig aber auch komplett und rannte durch die letzten beiden nur noch hindurch, da ich Angst hatte, mein Kopf würde bei sovielen Infos zerbersten. Jedoch gefiel es mir sehr gut, dass all die verschiedenen Hauptstämme, ihr Glauben, Symbole, Traditionen und Gewänder so ausgiebig vorgestellt wurden, genauso wie die Geschichte des ersten Siedler und Indianer und wie das anfangs gute Verhältnis Schritt für Schritt zerbrach--besonders in der heutigen Welt, wo alte Traditionen schnell in Vergessenheit geraten können ist es wichtig, Museen wie diese zu haben, um Erinnerungen aufrecht zu erhalten. 
Tja, und danach ging es schon wieder in die Wohnung--alles wurde zurück in den Rucksack geworfen und um 17.30Uhr hob der Flieger gen Norden schon wieder ab. 
Danke, DC, dass du mich um eine Erfahrung hast reicher werden lassen!

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